TRAUMA IM BEREICH KINDER – UND JUGENDHILFE

Die Entwicklung der letzten Jahre bestätigt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Verletzungen/Störungen in der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden. Diese Klient*innengruppe ist vermutlich die Gruppe, welche in unserer Gesellschaft am häufigsten extremen psychosozialen Belastungen und sequentiellen Traumatisierungen ausgesetzt ist bzw. war.

(vgl. Schmid und Fegert 2008, S. 257).

Viele Kinder und Jugendliche, die im Rahmen der Hilfen zur Erziehung begleitet werden haben oft lange und prägende Zeiten ihres Lebens unter traumatischen Lebensumständen verbracht.

Oft zeigen sie in der Schule, Familie oder in Betreuungseinrichtungen Verhaltensweisen, die für Pädagog*Innen schwer verständlich und oft noch schwerer auszuhalten sind.

„Mitarbeitende in Kinder- und Jugendhilfeinstitutionen sind häufig und wiederholt sehr belastenden und potentiell traumatisierenden Erfahrungen ausgesetzt (93% mindestens eine Grenzverletzung, ¼ körperlich bedroht). Grenzverletzungen erzeugen körperliche  Stressreaktionen – wiederholte Grenzverletzungen erhöhen das  Burnout-Risiko (Marc Schmid 2008). Diese Symptome erschweren einen angemessenen, förderlichen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen und sie verringern die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Arbeitszufriedenheit bei den Mitarbeiter*Innen.

Bezüglich spezifischen Angaben zur Häufigkeit von Störungen, mit Auswirkungen auf die Persönlichkeitsstruktur bei Kindern und Jugendlichen, finden sich auch im Artikel „Bedeutung der psychischen Belastung und Traumatisierung“ (Dr. Marc Schmid – Trauma und Gewalt 2008, Heft 4, Themenheft Traumapädagogik 1).

Daraus ergibt sich eine entsprechende Relevanz für die psychosoziale/sozialpädagogische Versorgung, denn:

  • „mindestens 75 % der Kinder und Jugendlichen in der stationären Jugendhilfe durchlebten traumatische Ereignisse
  • viele dieser Kinder und Jugendlichen sind mehrfach und sequentiell traumatisiert.
  • spezifische pädagogische Konzepte für diese psychisch hoch belasteten – und alle psychosozialen Helfer herausfordernden – Kinder und Jugendlichen bilden aber die absolute Ausnahme (hieß es in der damaligen Publikation, inzwischen gibt es vielschichtige entsprechende Weiterbildungs- und Strukturentwicklungsinitiativen – eigene Anmerkung).
  • Einrichtungen werden oft unvorbereitet (Anmerkung: wenn keine traumapädagogische Schulung der Mitarbeiter erfolgte) mit diesen extrem vorbelasteten Kindern und Jugendlichen konfrontiert.“

„Traumasensibilität und die Annahme des ’guten Grundes‛ erhöhen die Tragfähigkeit des Helfer-systems und die Kontinuität in der Hilfeplanung bietet gute Ansatzpunkte für Fallbesprechungen mit den betreuenden Teams. Ohne echte Teilhabemöglichkeiten haben auch Therapeuten keine Chance! Über Konzepte der Psychotraumatologie (sekundäre Traumatisierung) lassen sich auch Ressourcen für emotionale Versorgung der Teams begründen (Schmid, 2013, 2014). Prävention ist essentiell: Frühe Hilfen und eine konsequente nachgehende Unterstützung für hochbelastete Familie leisten einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Jugenddelinquenz und Erhaltung der seelischen Gesundheit.“ (nach „Steckt hinter d. Störung d. Sozialverhaltens häufig eine kompl. Traumafolgestörung?“ –  Argumente für diese These von Marc Schmid in der Pro und Contra Debatte am 35. DGKJPP Kongresses in Ulm am 23. März 2017)

Traumapädagogisches Fachwissen und traumapädagogische Arbeitsweise führen also zu vielschichtigen positiven Effekten, sowohl für Menschen mit strukturellen Störungen als auch für das spezifisch geschulte Fachpersonal.

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Dauer: 1 Termin
Kosten: auf Anfrage
Max. 16 TeilnehmerInnen
Ort: Verein Senia, Weingartshofstraße 27, 1. Zwischenstock; A-4020 Linz
Das/die Seminar/Fortbildung kann individuell mit uns geplant und vereinbart werden und auch als INHOUSE-Veranstaltungen bei Ihnen in Ihrer Einrichtung stattfinden. Uns ist wichtig das Angebot nach Ihren individuellen Bedürfnissen mit Ihnen gemeinsam zu gestalten und planen. Bitte setzen Sie sich über das Kontaktformular mit uns in Verbindung.

Unser Angebot richtet sich an:
Unser Angebot richtet sich an Fachkräfte aus „beziehungsgestaltenden“ Berufen wie beispielsweise Elementar- und Schulpädagogik, Heil- und Sozialpädagogik,  Akademische Sozialpädagogische Fachbetreuer*innen, Fachsozialbetreuer*innen Behindertenbegleitung/Behindertenarbeit, Erwachsenenbildung, Geragogik, Fachkräfte aus (psycho-)sozialen, (psycho-) therapeutischen, beratenden, medizinischen und pflegerischen Berufen (beispielsweise Lebens- und Sozialberater*innen, Ergo- und Musiktherapeut*innen, Psychotherapeut*innen, Diplomierte Sozialarbeiter*innen, Krankenpfleger*innen, Hebammen, Ärzt*innen,  u.a.), sowie Adoptiv- und Pflegeeltern, Personen aus der Migrations- und Flüchtlingsberatung, Personen aus Behörden und Einsatzorganisationen, u.v.m. Auch interessierte Eltern und Privatpersonen sind eingeladen unser Angebot in Anspruch zu nehmen.

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